Biomass to Liquid
Prozess

Die Biomass-to-Liquid (BtL)-Technologie wandelt Biomasse wie Holzreste oder Reste aus der Lebensmittelproduktion in flüssige Kraftstoffe um. Zunächst wird die Biomasse durch Vergasung in ein Synthesegas aus Kohlenmonoxid und Wasserstoff umgewandelt. Dieses Gas wird anschließend gereinigt und aufbereitet und in einem chemischen Prozess (Fischer-Tropsch- oder Methanolsynthese) zu flüssigen Kohlenwasserstoffen verarbeitet. Die entstehenden Produkte können weiter raffiniert werden, um z.B. klimafreundliche Flugtreibstoffe herzustellen. Obwohl die Technologie basierend auf holzartigen Reststoffen technisch schon sehr ausgereift ist, sind die Produktionskosten aktuell noch hoch. Mit zunehmender Nachfrage und Skalierung wird BtL jedoch eine entscheidende Rolle bei der Dekarbonisierung des Verkehrssektors spielen. Ein großer Vorteil der BtL-Technologie im Vergleich zur Power-to-Liquid-Route einen ist, dass sie nur sehr geringen Stromverbrauch hat, da der Hauptteil der Energie aus der Biomasse selbst kommt. Genau das macht diese Route so ideal für Länder des Globalen Südens. Ohne die Versorgung der Bevölkerung mit nachhaltigem Strom zu gefährden, können ungenutzte Restbiomassen in Wert gesetzt werden und neue Arbeitsplätze in der Sammlung und Vorverarbeitung der Restbiomassen entstehen.2023 und 2024 haben wir die Syngas-Plattform genutzt, um aus 25 Tonnen Cashew-Schalen aus der Elfenbeinküste oder aus 20 Tonnen Kokosnussschalen aus Indonesien erfolgreich synthetisches Rohöl zu produzieren. Beides eine Weltneuheit! Dabei konnten wir zeigen, dass diese Biomassen sehr gute Einsatzstoffe für die BtL-Technologie sind.
Unsere Projekte im Bereich Biomass-to-Liquid
Syngas-Plattform von BEST in Wien
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ㅤSolarbelt ist Unternehmenspartner des COMET – K1-Zentrums BEST 4.0 und damit nicht nur am Puls der Zeit der Weiterentwicklung der Biomass-to-Liquid-Technologie; Solarbelt kann auch die Syngas Plattform Wien, eine Anlage im industriellen Maßstab, nutzen, um Biomassen über den BtL-Pfad in synthetisches Rohöl umzuwandeln. Mehr lesen

Indonesien ist der weltweit größte Produzent von Kokosnüssen. Dabei fallen auch große Mengen an Kokosnussschalen an. Ein gewisser Teil der Kokosnussschalen wird heute bereits genutzt, um z. B. Biokohle zu erzeugen. Allerdings werden immer noch viele der Schalen ungenutzt entsorgt oder verbrannt. Zusammen mit unserem indonesischen Partner arbeiten wir an einer Biomass-to-Liquid-Anlage in industriellem Maßstab, die in Indonesien aus Kokosnussschalen synthetisches Rohöl herstellt. Mehr lesen
Côte d’Ivoire
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Zusammen mit einem lokalen Partner aus Côte d’Ivoire haben wir 25 Tonnen Cashew-Schalen in einem Schiffscontainer nach Österreich gebracht und in einer mehrtägigen Kampagne in der Syngas Plattform Wien unseres Partners BEST – Bioenergy and
Sustainable Technologies GmbH erfolgreich in synthetisches Rohöl umgewandelt. Sowohl CNSL-haltige als auch CNSL*)-befreite Cashew-Schalen sind nicht nur ein hervorreichender Einsatzstoff für die Zweibettwirbelschichtvergasung (CNSL: cashew nut shell liquid). Sie erfüllen als Abfallstoffe aus der Lebensmittelproduktion auch unsere Nachhaltigkeitsansprüche und ermöglichen neben profitabler Produktion von nachhaltigen Flugkraftstoffen und zusätzliche Einnahmequellen für lokale Biomasseerzeuger. Wir arbeiten weiter am Anlagenkonzept und an der Strategie, in West-Afrika die BtL-Technologie zu etablieren. Bei Interesse an einer Zusammenarbeit melden Sie sich gerne unter info@solarbelt.de.
*) CNSL: Cashew Nut Shell Liquid (CNSL) ist ein natürlicher, phenolhaltiger Öl-Extrakt aus den Schalen von Cashewkernen, der industriell als nachhaltiger Rohstoff für Kunststoffe, Harze, Lacke und Schmierstoffe verwendet wird.
Indien
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In Indien hat Gaserzeugung aus Biomasse eine lange Tradition. Es gibt viele Firmen, die seit Jahrzehnten im Gaserzeugungsbereich aktiv sind – meist zur Stromerzeug durch Verbrennung des Synthesegases. Der Schritt zur Erzeugung von synthetischem Rohöl ist daher ein kleinerer als in Ländern, in denen keine Erfahrung mit dieser Technologie herrscht. Indien ist außerdem ein sehr fruchtbares Land, in dem viel Ackerbau betrieben wird und viel Restbiomassen anfallen. Unsere Schwesterfirma ist daher schon seit etlichen Jahren mit Klimaschutzprojekten in Indien aktiv und erzeugt zusammen mit lokalen Partnern Strom aus Restbiomasse oder vertreibt subventionierte effiziente Kochöfen an Familien. Wir von Solarbelt haben mit einem Partner aus der Bioenergiebranche verschiedene Biomassen analysiert, darunter Baumwollerntereste, Senferntereste und invasives Buschholz, die auf den ersten Blick vielversprechend sind und unsere Nachhaltigkeits- und Wirtschaftlichkeitskriterien erfüllen. In weiteren Versuchen und Testkampagnen muss die technische Tauglichkeit bestätigt werden.
Thailand
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Zusammen mit der Gesellschaft für internationale Zusammenarbeit (GIZ) Thailand haben wir im Rahmen eines H2Uppp-Projektes die Potenziale von Kokosnussschalen und Maniokernteresten als Einsatzstoffe für BtL-Projekte in Thailand analysiert. Bei beiden Biomassen wissen wir, dass sie technisch sehr gut geeignet sind. Insbesondere für Maniokerntereste gibt es wenig Anwendungsfälle und lokale Farmer könnten von dieser zusätzlichen Einnahmequelle profitieren. Wir suchen noch nach Partnern in Thailand, um die BtL-Technologie weiter umzusetzen.
Neben den genannten Projekten beraten wir die nigerianische Regierung hinsichtlich möglicher Transformationspfade ihres Energiesektors. In Tansania haben wir herausgefunden, dass Mangokerne zwar technisch sehr gut geeignet für die Biomass-to-Liquid Route sind, sie leider aber nicht ausreichend vorhanden sind. Welche Potenziale in Elefantengras stecken, überprüfen wir auf den Philippinen. Und in Kolumbien haben wir analysiert, ob es ausreichend Klärschlamm gibt für eine Produktion von Pyrolyseöl als Basis für Flugkraftstoffe – das ist dann aber daran gescheitert, dass die Raffination von Pyrolyseöl zu Flugkraftstoffen unwirtschaftlich ist. Unsere Pläne für eine Power-to-Liquid-Anlage in Marokko hatten wir hintenangestellt, da die Transformation des Stromsektors hin zu erneuerbaren Energien noch nicht weit genug fortgeschritten ist.
